zwischen temporären interventionen
Aufgebaut, präsentiert, abgebaut, weggebracht ist rasch. Was bleibt von temporären künstlerischen Interventionen, Installationen und Aktionen im öffentlichen Raum? Sind es die opulenten Kunstwerke oder doch die subtilen Visualisierungen, die der Stadtraum braucht, will, bekommt?
Gruppendynamische Prozesse wie Recherchearbeit sowohl vor Ort wie auch unter Berücksichtigung von ortspezifischen, historischen und sozialen Gesichtspunkten waren zu Beginn des Projektes, im Oktober 2007, wesentlich. Der Aspekt der Gentrifikation wurde analysiert. Subtile Annäherungen an die komplexe Situation eines sich wandelnden Stadtraums wurden ausgelotet. Künstlerische Methoden als Dienstleistungen im urbanen Raum thematisiert. Die Angst vorm Scheitern relativiert. Eine Gesprächsreihe mit international geladenen Kunstschaffenden ermöglichte den Studierenden, weitere künstlerische Praktiken kennen zu lernen und ihre eigenen zur Diskussion zu stellen. Aktionstage und Lehrveranstaltungen direkt am Stand 91 fanden statt. Taxifahrten von der Akademie im Zentrum des 1. Bezirks zum Stand 91 am Meidlinger Markt wurden organisiert. Ein Erfahrbarmachen und ein sich Bewegen zwischen Zentrum und Randbezirk, zwischen ausgezeichneter Infrastruktur an der Akademie und improvisierten Verhältnissen am Marktstand waren wesentliche Momente. Die kalte Jahreszeit setzte uns zu – wir sprachen von physischem und psychischem Ausnahmezustand, aber wir waren vor Ort. Ende Dezember reduzierte sich die Gruppe der Studierenden. Der warmen, vertrauten Ateliersituation konnten einige nicht widerstehen. J. K. Holden, E. Klacar, E. Seiler, C. Silli, K. Winiecka und H. Zebedin machten weiter, gingen tiefer in ihre künstlerischen Prozesse vor Ort. Konzepte, Performances und Interventionen entwickelten sich.
Basierend auf der Visualisierung der Projektentwürfe, bot eine Diskussion unter Beteiligung von StudentInnen, Lehrenden, Kooperationspartnern und externen ExpertInnen Mitte März einen wesentlichen Wissens- und Erfahrungsaustausch. Arbeitstitel, Modelle und Erfahrungsberichte werden manifest. Eine Exkursion in die Niederlande mit Feldforschung bereicherte unser künstlerisches Potenzial zusätzlich. Subtile Verortungen, individuelle Handlungsanweisungen, ein Ausloten zwischen Fiktion und Realität und der Gedanke an eine erweiterte Arbeitsphase werden manifest. Cornelia Silli, Elvedin Klacar und Hannes Zebedin beginnen mit dem Versuch, sowohl den universitären wie auch den von den Kooperationspartnern festgelegten Zeitplan zu unterwandern, kreieren ihre eigene Dynamik und werden sich individuell weiterhin in das Marktareal einschreiben. Katarzyna Winiecka nützt Kommunikationsmethoden in Form von Behauptungen, Gerüchten und Tauschhandel, um von ihrer eigentlichen Obsession abzulenken. Die Vielschichtigkeit ihres Projektes wird als Dokumentation erfahrbar werden. Eva Seilers Intervention, eine Verortung zwischen Fiktion und Realität, regt in drei Phasen zur Anteilnahme an. Sie wird den BetrachterInnen sowohl als gedankliche Erinnerung präsent bleiben wie auch als Stimulus – selber den nächsten Schritt zu setzen. Jonathan Holden’s Werk mit dem Titel “Captive” gibt den BetrachterInnen die Möglichkeit, an seinem Werk zu partizipieren, und eröffnet zahlreiche vertraute und doch irritierende Denkansätze und Gefühle.
Meidlinger Markt:
Die Kunstprojekte am Meidlinger Markt verstehen sich als künstlerische Ausdrucksformen mittels Einsatz partizipativer und interventionistischer Praktiken – subtile Aufforderungen an die BetrachterInnen, sie aufzugreifen und weiterzutransportieren. Ein Prozess mit unzählig vielen AkteurInnen. (Judith Huemer 2008)
Student*innen:Jonathan Holden, Elvedin Klacar, Eva Seiler, Cornelia Silli, Katarzyna Winiecka, Hannes Zebedin
Kooperationspartner:
Institut für Architektur und Entwerfen / Raumgestaltung und Entwerfen / Technische Universität Wien
www.raumgestaltung.tuwien.ac.at
KÖR Kunst im öffentlichen Raum Wien
www.koer.or.at